Ein Club ohne Kurt Ludwig ist nur schwer vorstellbar. In seinem erfüllten Leben mit vielen Interessen hat er zweifelsfrei die größte Aufmerksamkeit auf den Segelsport und unseren Club gelenkt.
Kurti – wie ihn seine Freunde liebevoll nannten – kam 1947 erstmals an den See und in den UYCAs. Nicht fehlen durften seine zwei Jugendfreunde Hanns W. Pilgerstorfer, genannt Pixi und Christian Ludwig, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Attersee.
Die Familien waren aus Linz befreundet und man verbrachte die Sommer gemeinsam – natürlich am See, natürlich im Club. Die ersten Jahre wurden Zimmer am Morganhof oder sonst wo, Hauptsache in der Nähe des Clubs, gemietet. Mit der Errichtung des Seglerheim 1 bezogen die Familien die Appartements 1-3 – die Müllers Top 2. Einmal Nachbarn, immer Nachbarn.
Seine ersten seglerischen Gehversuche unternahm Kurti auf dem „Nockerl“ – ein zur seglerischen Nutzung adaptiertes schweres Ruderboot getakelt mit einem Gaffelsegel.
Gemeinsam lernten die Jungen das Segeln in der Jugendabteilung. Mit von der Partie waren, neben den oben genannten, auch noch Albert Sturm, Helmut Winkler, Ludwig und Andrea Richard (heute Hofer) oder auch Manfred Stelzl, Carl Autheried und noch einige mehr.
1959 wurde Kurt Ludwig ordentliches Mitglied des UYCAs. Sein erstes eigenes Schiff war ein Finn mit dem klingenden Namen „Hoppla“ und der Segelnummer OE13. Dem Wettkampf in den Einheitsklassen konnte er allerdings nie so wirklich Begeisterung abgewinnen. Sein seglerisches Interesse ging mehr in Richtung Yardstick-Regatten und dem Fahrtensegeln.
Nach einem kurzen Abstecher ins Medizinstudium begann Kurt Ludwig seine berufliche Laufbahn bei der Allgemeinen Sparkasse Oberösterreich. Dem Unternehmen blieb er sein ganzes Berufsleben treu und stieg dort zum Direktor auf – verantwortlich für Kommunikation, Werbung und Marketing.
Sein wahres Interesse galt aber immer dem Segelsport und dem Club. Bereits 1968 wurde er als Mitglied des Vorstandes mit der Leitung der Jugendabteilung betraut. 1971 gründete er gemeinsam mit Helmut Besler die Optimistenwoche. Im ersten Jahr haben knapp 20 Kinder an dieser neuartigen Veranstaltung teilgenommen. Dann setzte eine Erfolgswelle ein, die bis heute nicht abebbt. Dieser Tage sind es Jahr für Jahr 135 junge Segler:innen und rund 50 Betreuer:innen. Und die Optiwoche ist eine der seglerischen Signature-Veranstaltungen unseres Clubs und für viele der Einstieg in den Segelsport.
1986 wechselte Kurt im Vorstand das Ressort und übernahm in Folge die Aufgaben des Führerscheinreferenten und Prüfers. Auch hier war sein Fokus ganz auf die Ausbildung in Hinführung zum Segelsport gerichtet. 1983 initiierte er gemeinsam mit Günter Deschka das Logbuch, das er bis 2012 betreute.
Ab 1997 übernahm Kurt Ludwig auch Funktionen im Oberösterreichischen Segelverband und bald darauf im OeSV. In Oberösterreich war er zuerst Beirat und später Vizepräsident. Im OeSV war Kurt Müller Prüfer für den Fahrtenbereich 2 und 3. In dieser Funktion hat er viele junge Menschen im Club und auch darüber hinaus für das Fahrtensegeln begeistert und sie dafür ausgebildet. Später wurde er Mitglied des Kontrollrates dann OeSV Vizepräsident sowie Präsidiumsmitglied und er war in dieser Zeit der Vertreter des OeSV im „Youth sailing committee“ des Weltsegelverbandes IYRU.
Zurück in den UYCAs. 1997 wurde Kurt zum Präsidenten gewählt. In dieser Zeit initiierte er die Clubboutique, 2002 setzte er die Initialzündung für das „ASVÖ ATTERSAIL TEAM“, 2006 wurde ein ganzjähriges Sekretariat im UYCAs eingeführt und 2009 das Regattasekretariat im Erdgeschoß des Startturms eingerichtet. Soweit ein kleiner Überblick über seine Initiativen neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung unseres Clubs – sportlich, gesellschaftlich wie auch infrastrukturell. In seine Zeit als Präsident fiel 2011 auch der Festakt zum 125-jährigen Jubiläum des UYCAS. Im gleichen Jahr wurden die Winterlagerhallen hinter dem Seglerheim 2 in Betrieb genommen. 2012 übergab Kurti sein Amt an unseren derzeitigen Präsidenten Michael Farthofer. Die Generalversammlung wählte daraufhin Kurt Müller zum ersten Commodore des UYCAs.
Jeder im Club kannte Kurti. Er war im Club omnipräsent, hatte immer ein offenes Ohr und Zeit für ein Gespräch und die Anliegen der Mitglieder. Im Vorstand stand er gerne für seine Positionen ein, scheute dabei auch keine Diskussion, wobei er schlussendlich dann auch nicht drauf vergaß Brücken zu bauen. Als kontaktfreudiger Kommunikator war er auch im Land gut vernetzt, was es oft leichter machte die Wünsche des Clubs umzusetzen.
„Freundschaft, vereint mit Toleranz und Großzügigkeit war unser Weg, der Segelsport, Leidenschaft und Freiheitsjagd. Kurti war mein bester Freund, in Böen und Flauten meines Lebens oft an meiner Seite; was bleibt, ist Wehmut und die Erinnerung an den immer wiederkehrenden Sinn der Umarmung.“
Christian Ludwig Attersee, Jugendfreund und Ehrenmitglied
„Seine große Gabe war sein Organisationstalent gepaart mit einem Geschick für Lobbyismus. Gemeinsam waren wir über 70 Jahre Freunde im Club, der sich in dieser Zeit unglaublich weiterentwickelt hat. Das haben wir sicher zu einem guten Teil diesen Talenten und seiner Persönlichkeit zu verdanken.“
Hanns W. „Pixi“ Pilgerstorfer, Jugendfreund und ehemaliger Vorstandskollege
„Die Verdienste von Kurt Ludwig um unseren Verein sind außerordentlich. Auch wenn man mit ihm in der Diskussion nicht immer einer Meinung sein konnte – sein Engagement für unseren Club war völlig unbestritten großartig und hat aus unserem Verein ein Aushängeschild des Österreichischen Segelsports gemacht.“
Gernot Fellner, Vizepräsident
„Wie ich frisch nach meinen Europameisterschafts-Titel im Club angelegt habe, hat mich Kurti gefragt, ob ich die Leitung der Jugendabteilung übernehmen würde. Das war der Beginn einer Segel-Kameradschaft, die darin gemündet hat, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat, „seinen“ Club als Präsident zu übernehmen. Auch wenn wir uns nicht immer einig waren, die Liebe zu unserem Club und dem Segelsport hat uns immer zu einem Konsens geführt. Und es steht für mich außer Zweifel, dass mit Kurti nun jemand gegangen ist, der in den letzten Jahrzehnten wie kein anderer den Club geprägt und den Segelsport in Österreich mitgestaltet hat. Dafür darf ich Dir im Namen von uns alle danken.“
Michael Farthofer, Präsident
Noch im September ging Kurti mit Freunden aus dem Club auf Segeltörn. Man wollte von Pula nach Venedig und zurück segeln. Aufgrund der vorhergesagten Bora kam es zu einer Planänderung. Man entschloss sich Cres zu umrunden. Freunde zuhause erhielten zahlreiche Fotos von wunderbaren Segeltagen und launigen Abenden aus Kroatien. Als er das Schiff verließ hielt er fest: „Das war mein 126 Törn“. Für die kommende Saison hatte er bereits seglerische Pläne geschmiedet …
Nun ist unser Commodore zu seinem letzten Törn aufgebrochen. Wir wünschen ihm gut Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel …
Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie.
Eine Verabschiedung findet am Samstag, 25.11.2023 in Linz, Urfahr, um 12:00 im Urnenhain statt.